Wissen08. Juni 20177 Min. Lesezeit

Die Kaffeepflanzen unserer Zeit.

Kaffee ist derzeit noch Ware, die in Massenproduktion hergestellt wird. Doch durch den Klimawandel kann sich bald einiges verändern.

Kaffeepflücker hält reife Kaffeekirschen in der Hand

Die allseits beliebte Arabica-Bohne beherrscht den Weltmarkt. Doch die Pflanze ist vom Aussterben bedroht. Wir erklären die Hintergründe.

Seit der Entdeckung der Kaffeepflanze und seiner Früchte vor vielen Jahrhunderten ist der Kreis der Kaffeeliebhaber stetig gewachsen. Nun erstreckt er sich auf eine angemessene Zahl von Kaffeetrinkern. Im Laufe dieser Zeit hat sich der Kaffeemarkt stark bewährt und inzwischen gehört das Kaffeegetränk zu den größten Handelsgütern weltweit. Entsprechend ist auch eine breite Vielfalt an Sorten in den Regalen vorzufinden – ganze 70 % davon gehen auf die Kaffeeart Coffea Arabica zurück.

Arabica, Robusta, Luwak, Liberica – neben diesen gibt es noch viele weitere Kaffeepflanzen. Die Anzahl beläuft sich auf bis zu 124 verschiedene derzeit bekannte Arten. Doch hauptsächlich die Coffea Arabica sowie die Coffea Robusta haben sich in der Welt des Kaffees als Art bewährt und die anderen Arten in den Hintergrund gedrängt. Deshalb begeben wir uns in diesem Abschnitt auf eine spannende Reise durch eine kleine Auswahl an Kaffeepflanzen, die den Kaffeetrinkern besonders im Kopf hängenbleiben. Dazu gehören die beiden erwähnten Arten wie auch etwa die Coffea Liberica oder die Luwak, die – auch wenn nur sehr schwach – auf dem Markt vertreten sind und eher eine Randgruppe darstellen. Gleichzeitig halten sich viele Vorurteile bezüglich der Art Robusta im Vergleich zur Coffea Arabica und stellen sie schlecht dar: Die Arabica solle besser als die Robusta sein. Doch diese Aussage stimmt so nicht und muss auf jeden Fall hinterfragt werden.

Robusta, Arabica und andere Kaffeepflanzen

Coffea Robusta und Arabica sind am stärksten in der Welt des Kaffees vertreten. Geschmacklich differenzieren sie sich jedoch sehr. Demnach ist eine erste Unterscheidung zwischen den beiden Kaffeepflanzen sehr hilfreich und könnte bereits die hartnäckigen Vorurteile in Frage stellen, da sie sich in einigen Merkmalen deutlich voneinander unterscheiden und entsprechend auf andere Geschmäcker ausgerichtet sind.

Die Coffea Arabica wächst auf Höhenlandschaften ab 1000 Metern und benötigt ein stabiles Klima zwischen 15 und 24 Grad. Die Kirschen dieser Kaffeepflanze haben eine längere Zeit, um ihren Geschmack zu entfalten und schmecken eher süßlich und leicht. Die Bohnen erkennt man anhand der geschwungenen Narbe auf dessen flachen Seite. Die Robusta hingegen wächst auf tieferen Ebenen und braucht ein wärmeres Klima. Sie ist kleiner als die Arabica und mit einer geraden Narbe versehen. Der wissenschaftliche Name für diese Kaffeepflanze lautet Coffea Canephora. Aufgrund der recht niedrigen Höhenlage wird ihr Geschmack eher als erdig und satt beschrieben. Weitere wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Kaffeepflanzen beziehen sich auf ihre Inhaltsstoffe sowie eventuelle Unverträglichkeiten. Der Koffeingehalt der Robusta kann bis zu zwei- oder dreimal höher sein als der der Arabica. Dieser Wert ist abhängig von dem Anbauort der Kaffeesträucher und schwankt deshalb ein wenig. Weiterhin enthalten die Kaffeebohnen der Coffea Robusta etwa 30 % mehr Chlorogensäure, was zu Sodbrennen sowie Magenschmerzen und einen höheren Gehalt an Alkaloiden führen kann.

Zu einer der Randgruppen mit geringem Anteil in der Kaffeebranche gehören die Kaffeepflanzen Coffea Liberica sowie die Luwak. Die Früchte der Liberica sind härter und enthalten nur wenig Saft und Zucker. Ganz anders sieht es da mit dem hohen Koffeingehalt aus. Die Luwak hingegen ist die teuerste Kaffeesorte der Welt. Sie ist keine eigene Kaffeeart, hat aber dadurch, wie sie zu dem speziellen, schokoladenen und erdigen Aroma findet, eine ganz besondere Art der Herstellung: Sie werden Schleichkatzen als Futter gegeben und durchlaufen somit deren Darmtrakt, wo die Kirschen der Kaffeepflanze Coffea Luwak ihr Aroma entfalten. Jedoch werden die Schleichkatzen oftmals in großen Mengen in kleinen Käfigen eingesperrt, erleiden dort psychische Erkrankungen und haben einen Mangel an Nährstoffen.

Der fehlende Geschmack bei der Luwak sowie die schlimmen Bedingungen der Schleichkatzen, die lediglich zur Herstellung eines besonderen Geschmacks dienen, könnten Gründe dafür sein, dass weder die Liberica, noch die Kopi Luwak mit den beiden Spitzenreitern mithalten können. Andererseits decken die Arten Robusta und Arabica zwei unterschiedliche Geschmacksrichtungen ab, wobei die Coffea Arabica allem Anschein nach von der Geschmacksrichtung her bevorzugt wird. Dies würde zumindest den großen Marktanteil dieser Kaffeeart erklären.

Bedrohung der Kaffeepflanzen

Ist die Coffea Arabica zurzeit noch klar an der Spitze des Kaffeemarktes, so kann sich dies durch die Erderwärmung mit den Jahren drastisch verändern. Dazu forschten Wissenschaftler der Botanischen Gärten in Kew, einem Stadtteil von London. Veröffentlich wurde das Ganze in dem Fachjournal "Plos One". Sie erschufen eine Simulation des Klimas über die nächsten Jahre hinweg und kamen zu dem Ergebnis, dass ein Temperaturanstieg von 6,4 Grad Celsius zur Dezimierung von bestimmten Kaffeearten führen würde. Dadurch wird gerade die afrikanische Kaffeepflanze Coffea Arabica betroffen sein, denn ganze 99,7% aller Anbaugebiete dieser Kaffeepflanzen würden bis 2080 wegfallen. Bei einer zweiten Simulation mit gemäßigter Erderwärmung - diese liegt bei einem Temperaturanstieg von 3,8 Grad - sind es immer noch 65% Verlust, welchen die Arabica eingehen müsste. Nicht beachtet wurde dabei die Abholzung der Wälder – ein weiterer Faktor, der die Anbauregionen von Kaffeepflanzen und somit auch die Kaffeeernte stark dezimieren kann. Werden diese beiden Faktoren zusammengerechnet, erfolgt das Aussterben der Coffea Arabica viel eher. Des Weiteren kam das Forschungsteam zu dem Schluss, dass es zumindest hier im Jahre 2020 keinen wilden Arabica-Kaffee mehr geben wird.

Die Kaffeepflanze Coffea Arabica findet ihren Ursprung in den Hochebenen Äthiopiens. Um richtig wachsen und gedeihen zu können, benötigt sie ein stabiles, feuchtwarmes Klima. Weiterhin benötigt sie optimale Luft- sowie Lichtverhältnisse - wie beispielsweise genügend Schatten mit Hilfe von sogenannten Schattenbäumen. Nach etwa 3-4 Jahren kann mit dem ersten Ertrag gerechnet werden. Durch den Klimawandel, also Wärme und Trockenheit, wird nach und nach die natürliche Umgebung der Arabica-Kaffeepflanze verändert und sie kann nicht länger überleben. Hierzu müssten wichtige Parameter erfüllt werden. Dies führt letztendlich zum Aussterben der Kaffeepflanze. Stirbt die wilde Coffea Arabica aus, so kann sie nicht mehr zur Hilfe genommen werden, um neue Sorten zu erhalten und zu züchten. Dies ist insofern wichtig, da eben diese Kaffeesorten schneller von Krankheiten sowie Schädlingen befallen werden. Das Aussterben der Kaffeepflanze wird zudem weitere, gravierende Konsequenzen mit sich tragen.

Konsequenzen und Folgen

Es ist eine Sache, wenn es in näherer oder ferner Zukunft keinen Arabica-Kaffee mehr zum Trinken gibt. Jedoch wird dies nicht die einzige Folge sein. Wenn sich etwas in einem Lebensraum verändert, kann dies eine oder sogar eine Reihe von Kettenreaktionen auslösen. Haben beispielsweise die Katzen keine Mäuse mehr, die sie fangen und fressen können, oder stirbt der natürliche Lebensraum für ein Tier aus, so müssen sie sich schnell anpassen und etwas Neues, Passendes suchen, um nicht selbst auch auszusterben. So kann das Aussterben der Kaffeepflanze Coffea Arabica für einige weitere Lebewesen die Extinktion bedeuten.

Eine weitere Konsequenz kann sich auf die Kosten des Kaffees beziehen. Je weniger Arabica-Kaffee im Handel bei gleichbleibender Nachfrage zur Verfügung steht, desto höher wird der Preis ansteigen. Kann das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot nicht mehr gedeckt werden, wird der Preis in die Höhe schießen und irgendwann zu einem schwer erhältlichen und kostbaren Luxusgut werden. Wenn man bedenkt, dass Kaffee mit rund 730 000 Tonnen Produktionsvolumen im Jahre 2013 zurzeit noch auf Platz zwei der international größten Handelsware steht, ist dies garantiert ein Schock für alle Kaffeeliebhaber der Arabica-Bohne, wie schnell sich die Produktionszahlen in Zukunft verringern könnten.

Kaffee als Mangelware

Kaffee scheint für viele unverzichtbar zu sein. Inzwischen gehört die tägliche Tasse Kaffee am Morgen, auf der Arbeit oder mit Freunden zum Alltag dazu. Jedoch löst der Klimawandel und die starke Nachfrage nach der Kaffeeart Coffea Arabica ein Problem aus, welches diese Kaffeepflanze bereits in naher Zukunft als Mangelware erscheinen lassen kann. Derzeit werden noch etwa 70 % aller Kaffeesorten auf dem Markt von dieser Kaffeepflanze beherrscht. Dies wird sich eventuell aber schnell ändern. Im Gegensatz dazu bleibt die Kaffeeart Robusta noch eine Weile länger erhalten, da sie sich in wärmeren Gegenden wohler fühlt. Vielleicht könnte dies ein guter Grund sein, auch mal zu einer Sorte der Robusta zu greifen und sich auf den etwas anderen Geschmack einzulassen.

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Maximilian

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