Wissen30. Mai 20228 Min. Lesezeit

Unter welchen Bedingungen kann Kaffee angebaut werden?

Erfahren Sie in diesem Artikel, welche Voraussetzungen für den Kaffeeanbau nötig sind und ob Sie Kaffee überhaupt in Deutschland anbauen können.

kaffeeplantage sonnenaufgang

Fakten über den Kaffeeanbau:

  1. Beinahe die Hälfte des gesamten Kaffees weltweit wird in nur zwei Ländern, Brasilien und Vietnam, angebaut.
  2. Es gibt mehr als 6.000 verschiedene Kaffeearten. Im Verkauf durchgesetzt haben sich aber nur die Sorten Arabica und Canephora, zu der auch die Robusta-Bohne gehört. Beide machen rund 97 Prozent des globalen Anbaus aus.
  3. Die klimatischen Bedingungen für den Kaffeeanbau sind nur in den tropischen und subtropischen Regionen zu finden.
  4. Die Kaffeepflanze braucht ein konstantes Klima, eine bestimmte Niederschlagsmenge und Höhenlage, um optimal zu gedeihen.

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Wo kann Kaffee angebaut werden?

In welchen Gebieten wächst Kaffee?

Die Kaffeepflanze, lateinisch Coffea, gilt als sehr empfindliche Pflanze, die nur unter speziellen Bedingungen wächst. Nicht umsonst wächst Kaffee ausschließlich in warmen Gebieten, die rund um den Äquator liegen. Über ein Drittel des weltweit gehandelten Kaffees wird in Brasilien angebaut. Dort gibt es insgesamt über 300.000 Kaffeefarmen. Weitere wichtige Kaffeeanbauländer sind Vietnam, Kolumbien, Indonesien, Mexiko, Äthiopien, Honduras, Peru und Guatemala.

Es wird schnell deutlich, dass sich die Gebiete in tropischen und subtropischen Zonen der Erde befinden. Nehmen Sie sich doch einmal einen Globus zur Hand und markieren Sie diese Länder mit einem kleinen Klebezettel. Ihnen wird auffallen, dass sich die Zonen wie ein Gürtel um die Erde verteilen. Genau aus diesem Grund werden die Gebiete auch als „Kaffeegürtel“ bezeichnet. Eine Übersicht über die besten Anbaugebiete weltweit finden Sie in diesem Artikel „Die weltweit besten Anbaugebiete“.

Aber schmeckt der Kaffee aus den Kaffeegürtel-Gebieten überall gleich? Nein, denn selbstverständlich gibt es auch hier regionale Unterschiede. Und selbst in diesen Ländern wächst Kaffee nicht überall.

Bedingungen für einen erfolgreichen Kaffeeanbau

Entscheidend für einen ertragreichen Kaffeeanbau ist zunächst die perfekte Höhenlage.

Die Arabica-Bohne wächst zwischen 600 und 2.300 Metern, die Canephora-Bohne zwischen 200 und 900 Metern. Entscheidend ist zudem die Temperatur-Spanne. Während die Arabica-Bohne bei einer Temperatur zwischen 15 und 25 Grad wächst, fühlt sich die Canephora-Bohne auch bei höheren Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad wohl. Das schränkt die möglichen Anbaugebiete schon einmal erheblich ein.

Ein dritter wichtiger Faktor ist die Niederschlagsmenge. Als optimale Menge zum Kaffeeanbau gelten jährlich 1,5 bis 2 Liter pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Wuppertal gilt als eine der regenreichsten Städte Deutschlands. Hier fallen rund 1,2 Liter pro Quadratmeter im Jahr, was damit deutlich zu wenig wäre.

Zudem sind Kaffeepflanzen zwar abhängig von der Sonne, zu viel Sonnenschein vertragen sie aber auch nicht. Idealerweise bekommen sie fünf Stunden direkte Sonneneinstrahlung täglich ab.

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Die optimale Bodenbeschaffenheit für Kaffee

Ein weiteres entscheidendes Kriterium für eine erfolgreiche Kaffeeernte ist der Boden. Die Beschaffenheit wird auch als Terroir bezeichnet, genau wie beim Weinanbau. Ein Kaffeestrauch wächst besonders gut, wenn sich das Terroir in der Nähe von Vulkanen befindet. Hier sind die Böden besonders fruchtbar und sauer, was auch der Kaffeepflanze zugutekommt. Grundsätzlich ist es hilfreich, wenn das Terroir hohe Mengen an natürlichem Dünger aufweist, wie zum Beispiel Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphor. Zudem sollte der ph-Wert sollte zwischen 5 und 6 liegen. Wenn diese wichtigen Grundlagen gegeben sind, stehen die Chancen für einen erfolgreichen Kaffeeanbau ganz gut.

Diese Kaffeesorten werden am häufigsten angebaut

Mit fast 97 Prozent weltweitem Marktanteil sind Arabica und Robusta die bekanntesten und gefragtesten Kaffeesorten auf der Welt. Die Arabica-Bohne dominiert dabei mit rund 70 Prozent des global gehandelten Kaffees. Sie gilt als besonders aromatisch. Ihr Anbaugebiet liegt zwischen 600 und 2300 Metern Höhe und somit weitaus höher als das der Robusta-Bohne, die sich zwischen 200 und 900 Metern am wohlsten fühlt.

Die höhere Anbaulage wirkt sich auf das Aroma aus. Denn je höher ein Kaffeestrauch steht, desto langsamer wächst sie und desto mehr Aromastoffe entwickeln sich. Das erklärt auch die große Beliebtheit der Arabica-Bohne.

Die Coffea Arabica wächst mit einer Reifezeit der Kaffeekirsche von sieben bis neun Monaten schneller als die Canephora-Bohne, die etwa neun bis elf Monate zur Reifung braucht. Jedoch gilt für beide Pflanzenarten, dass sie zunächst bis zu vier Jahre brauchen, bis das erste Mal Kaffeekirschen geerntet werden können.

Der Bohnen-Name Robusta ist übrigens kein Zufall. Die Bohne gilt tatsächlich als weitaus robustere Bohnenart und übersteht extreme Witterungen besser als die Arabica-Pflanze. Da sie schneller wächst, kann sie zudem auch eher geerntet werden.

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Wie wird Kaffee angebaut?

In der Regel wird Kaffee in Form von Samen angebaut, in einigen Fällen auch durch Stecklinge. Für die klassische Aussaat mit Samen werden grüne Bohnen, die von Fruchtfleisch und Hülle befreit wurden, ein paar Zentimeter tief in die Erde gesteckt. Im Idealfall sind diese Bohnen rund acht Wochen alt, dann ist ihre Keimfähigkeit am höchsten.

Zu Beginn werden die Samen in ein kleines Saatbett eingepflanzt. Anschließend werden sie mit möglichst nährstoffreicher Erde bedeckt. Nach einigen Tagen sprießen die ersten Keimlinge, nach etwa fünf bis sechs Wochen die ersten Blätter. Die Jungpflanzen werden nun in größere Töpfe umgepflanzt. Nach etwa acht bis zehn Monaten, in denen die Kaffeepflanzen weiter kultiviert wurden, können Sie auf größere Plantagen umgepflanzt werden. Idealerweise werden schattenspendende Pflanzen in unmittelbarer Nähe der Kaffeepflanze angebaut, damit die Kaffeepflanze nicht dauerhaft der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. In den meisten Regionen bieten sich dafür Pfeffer- oder Bananenbäume an.

Nach etwa drei bis vier Jahren ist die Pflanze so ertragreich, dass sie abgeerntet werden kann. Für die nächsten 20 Jahre ist die Pflanze fruchtbar, solange sie beschnitten und in Form gehalten wurde. Anschließend verliert sie ihre Fruchtbarkeit und muss durch neue Kaffeepflanzen ersetzt werden.

So funktioniert die Kaffeeernte

Je nach Anbaugebiet können die Kaffeebetriebe ein bis zweimal im Jahr Kaffee ernten. Im sogenannten Kaffeegürtel kann das ganze Jahr über geerntet werden, nördlich des Äquators überwiegend zwischen September und April, auf der Südhalbkugel zwischen April und August.

Im Grunde genommen wird auch nicht die fertige Kaffeebohne geerntet, sondern die Kaffeekirsche. Die Bohne ist quasi der fertig gereifte Samen innerhalb der Kirsche, die die Bohne in mehreren Schichten ummantelt.

Für die Ernte gibt es zwei verschiedene Methoden, das Picking und das Stripping. Die größte Problematik bei der Kaffeeernte liegt darin, dass sich die einzelnen Kaffeekirschen einer Pflanze meistens unterschiedlich schnell entwickeln und damit nicht gleichzeitig reif sind. Die meisten Kaffeekirschen erkennen Sie, wenn sie eine rote Farbe annehmen.

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Stripping

Beim sogenannten Stripping werden alle Kaffeebohnen einer Pflanze auf einmal abgeerntet. Brasilien ist das einzige Land auf der Erde, in dem das Stripping sogar mit einer Maschine durchgeführt wird. Nur dort haben die Kaffeebauern ausreichend Platz und einen ebenen Boden, die Ernte maschinell zu betreiben. Da dabei sowohl unreife als auch reife Bohnen geerntet werden, müssen die Bohnen im Nachhinein sehr sorgfältig aussortiert werden, um eine hohe Qualität gewährleisten zu können. Da aber viele Bohnen auf einmal geerntet werden, sparen die Bauern und Unternehmen viel Zeit, wodurch die Kaffeeernte letztlich günstiger als die Handernte ist.

Maschinelle Kaffeeernte

Picking

Das Picking beschreibt die Methode, bei die Kirschen von den Kaffeebetrieben einzeln mit der Hand gepflückt werden. Dadurch kann der:die Pflückende bei jeder Bohne anhand des Reifegrades entscheiden, ob die Bohne gepflückt werden soll oder nicht. Dadurch ist der Aufwand des Aussortierens nach der Ernte kürzer als beim Stripping. Gerade in bergigen Anbaugebieten ist das Picking oft die einzige Möglichkeit. Allerdings ist das einzelne Abernten der Kaffeebohnen auch deutlich zeitintensiver, erfordert mehr Arbeitskräfte und ist somit in der Summe für Unternehmen auch teurer.

Frau-erntet-Kaffeekirschen

Kann ich Kaffee in Deutschland anbauen?

Die Antwort lautet: Es kommt drauf an. Prinzipiell können Sie auch in Deutschland Kaffee anbauen. Allerdings lediglich als Zimmerpflanze oder in einem Gewächshaus. Denn die äußeren Witterungsumstände in Deutschland, vor allem der Frost im Winter, verhindern einen möglichen Anbau auf freiem Feld. Die Kaffeepflanze muss zunächst drei bis fünf Jahre wachsen, bevor sie überhaupt Früchte trägt, die man ernten kann. Im Winter und selbst bei kühleren Sommernächten, würden die Pflanzen sehr schnell eingehen, sodass sie eine ganze Saison gar nicht übersteht. Um kommerziellen Kaffee anzubauen oder sich selbst mit Kaffee zu versorgen, sind die Klimaverhältnisse in Deutschland also nicht passend genug.

Für eine Zimmerpflanze im Hobby-Bereich gibt es jedoch verschiedene Möglichkeiten. Zwar benötigt auch diese Zucht sehr viel Pflege. Mit etwas Geduld und dem richtigen Standort können Sie jedoch Kaffee in den eigenen vier Wänden anbauen und schließlich ein paar Bohnen ernten.

Wie Sie am besten dafür vorgehen, lesen Sie in unserem ausführlichen Anbau-Artikel „Kaffee selbst anpflanzen“.

Wachstum Kaffeeplanze

Der Unterschied zwischen normalem Kaffeeanbau und Anbau für Fairtrade-Kaffee

Über drei Viertel des weltweiten Kaffees werden von Kleinbetrieben mit einer Anbaufläche von unter 10 Hektar Land angebaut. Den Löwenanteil des Gewinns streichen jedoch in der Regel die Kaffee-Großkonzerne ein. Mit Fairtrade-Siegeln soll gesichert werden, dass auch die Kleinbauern eine gerechte Entlohnung für den Anbau erhalten. Allerdings ist das nicht der einzige Unterschied, denn mit dem Siegel sind einige Vorschriften verbunden, die den direkten Anbau betreffen.

Soll der Kaffee ein Fairtrade-Siegel erhalten, müssen schon beim Anbau gewisse qualitative Standards eingehalten werden. Dazu gehört in erster Linie der Verzicht auf Pestizide. Die Anzahl und Bestimmungen von Chemikalien, die zum Einsatz kommen dürfen, ist genau festgelegt. Um den Bauern dennoch eine gelungene Ernte zu ermöglichen, erhalten sie Beratungen und Schulungen von Fachpersonal. In der Regel übernimmt dies die Prüfungs- und Zertifizierungsstelle für Fairtrade-Standards, FLOCERT.

Neben fairen Löhnen sollen zudem faire Arbeitsbedingungen und ein Verbot von Kinderarbeit garantiert werden. Gleichzeitig erhalten die Bauern mehr Marktinformationen und ein größeres Mitspracherecht bei den Großhändlern. In Deutschland liegt der Marktanteil von Fairtrade-Kaffee bei rund fünf Prozent.

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Hendrik

Hendrik Bäumer ist nicht nur zertifizierter Kaffeesommelier, sondern auch in der Qualitätssicherung bei Kaffee Partner tätig. Das heißt, er kennt sich sowohl mit Kaffee als auch mit Kaffeevollautomaten sehr gut aus. In Schulungen gibt er seine Expertise vor allem an unseren technischen Außendienst weiter, die im Austausch mit Kunden darauf zurückgreifen können. Er liest all unsere Fachtexte gegen, damit auch unseren Leser:innen fundiertes Kaffeewissen nähergebracht wird.